Veränderung durch Reisen - Und so lernte ich 21 Arten zu lächeln

Seit ich letzten Sommer von meiner ersten Backpackingreise zurückgekommen bin, bin ich nicht mehr dieselbe. Durch die Erfahrungen, die ich in Asien gemacht habe, bin ich dankbarer geworden und demütiger. Ich bin mit weniger Materiellem zufrieden und will stattdessen Erfahrungen sammeln. Auch wenn es mich damals richtig geschüttelt hat und ich innerhalb von zwei Monaten meinen nächsten Tripp buchte.

 

Und immer wieder beschäftigt mich das Thema Veränderung auf Reisen. Deswegen starte ich heute eine Reihe mit dem Thema Veränderung durch das Reisen. Ich habe die verschiedensten Reiseblogger befragt, wie das Reisen sie geprägt, wie sie sich durch das Reisen verändert haben.

 

Dabei habe ich insbesondere folgende Fragen gestellt:

  1. Wie hat dich das Reisen verändert?
  2. Allgemeines zur Länge deiner Reise: Wie lange warst oder bist du unterwegs? Machst du eher Lang- oder Kurzzeitreisen? Bist du Dauerreisender oder bist du immer wieder nur vorübergehend unterwegs?
  3. Welcher Ort hat dich am meisten geprägt und wieso?
  4. Was hast du auf Reisen für's Leben gelernt?

 

Heute gibt es zu diesem Thema einen Gastartikel von Janine von Finding Hummingbirds.

 

Und am Ende wird doch alles gut

Teddybär in den Koffer stopfen, Mickey Maus im Zeitschriftenladen kaufen, Lutscher in den Mund und schon konnte es in Kindheitstagen auf große Reise gehen. Viel war es noch nie, was ich zum Reisen brauchte, denn immer schon fand ich alles zum glücklich sein sowieso vor Ort.

 

Meine ersten bewussten Reiseerinnerungen stammen aus der Türkei. Da war zum Beispiel, das Hochwasser, das plötzlich unseren Frühstücksraum überflutete. Oh nein – Mega Katastrophe. Wo sollen wir denn nun weiter essen und schlafen? Ich war irre aufgeregt. 

 

Oder der Moment, an dem ich mich gefreut hätte, wenn wir wenigstens ein geflutetes Zimmer gehabt hätten. Stattdessen kamen wir mitten in der Nacht irgendwo in der Türkei an und gingen auf Zimmersuche. Damals für mich als Kind war das natürlich unendlich. Und schon die ersten drei Absagen machten mir richtig doll Angst. Aber ich lernte auf Reisen schnell, dass am Ende doch alles gut geht.

 

Das Wasser aus dem Hotel abgepumpt werden kann, ein freies Zimmer (meist) noch irgendwo zu finden ist. Und wenn nicht, macht es eben auch mal eine Nacht am Strand (oder eine ungemütliche, harte Bank).

Valencia Bank schlafen Backpacking

Vom Cluburlaub zur Sehnsucht nach mehr

Ich lernte im Cluburlaub - meine Mutter arbeitete als Animateurin -, dass sich das Leben dort spätestens alle 2 Wochen anfängt zu wiederholen. Außerdem musste ich schmerzlich erfahren, dass ein Haustier auf Zeit (ein türkisches Kaninchen aus einem Bergdorf), keine so gute Idee ist und dass dem Hotel die Hasenköttel auch nicht so gefallen. Dann doch lieber einen der streunenden Hunde mit der Frühstückswurst füttern, der (wieder zum Ärger des Hotels) jeden Tag auf mich wartete und sogar noch seine Freunde mitbrachte. Geben ist ja soviel schöner als Nehmen.

 

Obwohl ich an der Ostsee groß geworden bin, lernte ich sogar schwimmen in der Türkei. Von einer Österreicherin. Heute wurmt mich das ein bisschen. Schwimmen hätte ich ja doch lieber in der Heimat gelernt, aber es ist wie es ist. Das Leben lässt sich nicht aufhalten. 

 

Und dann lernte ich noch etwas was mich ganz schon nervt. Nämlich türkische Wörter. Wenn ich heutzutage zum Beispiel einen Apfel oder ein Eis sehe, denke ich direkt an die türkische Übersetzung. Womit aber auch bewiesen ist, das Kinder tatsächlich am besten und nachhaltigsten Sprachen lernen.

 

Nach diesen vielen gemeinsamen Urlauben mit der Familie zog es mich 2005 für ein Jahr nach Irland. Ich arbeitete vordergründig als Au-pair. In Wirklichkeit aber veränderte sich hier mein ganzes Leben. Meine Reiselust wurde größer und größer. Nicht nur, dass ich in Irland Au-pairs aus allen Teilen der Welt kennen lernte und diese unbedingt in deren Heimatländer besuchen wollte, nein auch das Reisen innerhalb der grünen Insel selbst machte mich neugierig auf mehr.

 

Seitdem habe ich einundzwanzig verschiedene Länder bereist. Eigentlich zähle ich das ja nicht. Aber für diesen Beitrag habe ich es mal getan. Einundzwanzig verschiedene Länder. Ich fühle mich echt als Glückspilz. Geboren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Naja, fast. Denn ohne Montagsdemonstrationen, viele mutige Menschen und letztendlicher Grenzöffnung würde es diesen Beitrag gar nicht geben. Und weil

andere Menschen diese Freiheit für (sozusagen) mich erkämpft haben, reise ich umso bewusster.

 

Was aber hat mir das Reisen beigebracht? Was habe ich gelernt (außer Schwimmen und ein paar türkische Wörter?)

 

Das Leben im Jetzt und Hier

In Irland lernte ich, dass sich alles, aber wirklich alles auch auf morgen verschieben lässt. Dass das Leben genau jetzt gelebt werden will und eine Stromrechnung auch ruhig mal liegen bleiben kann bis zur 1. Mahnung. Bis dahin wird das Geld ins Jetzt investiert.

 

Ich lernte außerdem, dass Zeit relativ ist und sollte der Bus eben mal eine Stunde später kommen, schenkt mir diese eine Stunde vielleicht neue Kontakte, vier fertig gelesene Buchkapitel oder Zeit nachzudenken. Und natürlich nicht zu vergessen: Ich lernte in Irland, dass das Leben auch im Regen weiter geht. Mehr noch: Wie wichtig der Regen im Leben ist und immer irgendwo ein Regenbogen wartet. Man muss nur in die richtige Richtung schauen.

Irland Regenbogen

Ich lernte außerdem das Wandern gar nicht so sterbenslangweilig ist wie als Kind immer

angenommen. Sondern, dass es tatsächlich meinen Geist öffnet. Egal wie sehr die Beine schmerzen, der Kopf wird so unendlich frei und glücklich. Und die Fotos mit  unglaublichen Aussichten, die dabei entstehen, sind auch nicht ohne.

 

In Kambodscha lernte ich, wie unwichtig materieller Besitz ist. Natürlich benötigt man einige lebensnotwendige Dinge, aber der Rest ist Luxus. Nachdem ich den Menschen dort auch gern noch mein letztes Hemd hätte geben wollen, veränderte sich mein Blick auf unseren Industrieland-Konsum extrem. Ich kaufte mir mehr als ein halbes Jahr keine neue Klamotten mehr. Schicke Ausgehsachen, Handys, neuester Computer: alles so unwichtig. 1,5 Jahre später habe ich mir zwar schon mal wieder was gegönnt, aber mein Blick hat sich grundlegend verändert. Es ist schön, dass ich mir etwas leisten kann, aber es ist keine Notwendigkeit. Und das zu wissen, tut wirklich gut.

Kambodscha Tuktuk Fahrer Hütte

Aber was am allerwichtigsten ist: Das Reisen lehrte mich, wie viele gute Menschen unsere Erde bevölkern. Wie viel sie dir zu geben haben. Wie stolz sie dir zeigen, was sie ausmacht und wofür sie leben. Ich lernte zu vertrauen.

 

Ich lernte einundzwanzig verschiedenen Sprachen, ohne auch nur einen vollständigen Satz wirklich zu beherrschen. Ich lernte, wie in einundzwanzig Ländern Frühstück gegessen wird, wie man sich in einundzwanzig Ländern begrüßt und verabschiedet und ich lernte einundzwanzig Arten zu lächeln. Ich lernte einundzwanzig Möglichkeiten kennen, sich fort zu bewegen und fast einundzwanzig Arten, Tee zu trinken. Ich lernte einundzwanzig Länder in all ihren Farben kennen.

 

Ich lernte, Vorurteile zu überwinden und: Dass es immer anders kommt als man denkt. Dass die kleinsten Momente, meist die großartigsten sind. Und darum liebe ich das Reisen so. Mit jeder Reise, verändert man sich. Man lernt Alltägliches. Aber insbesondere lernt man Grundsätzliches: Respektvoll zu handeln. Tolerant zu sein. Mit Empathie der Welt und seinen Menschen zu begegnen. Offen zu sein.

 

Vor allem aber lernt man, dankbar und glücklich zu sein. Überall auf der Welt ist das Glück zu Hause, man muss nur sein Herz öffnen.


Auf Finding Hummingbirds schreibt Janine ganz im Sinne von „Vollzeit Arbeiten, 100 Prozent Reisen“ über ihre liebsten Reiseentdeckungen: Städte, Heimatperlen, Wanderrouten, aufregende Hotspots und traumhafte Landschaften. Trotz exotischen Blognamens geht es nicht auch um die schönsten Ecken Europas.


 

Dieser Beitrag ist Teil der Serie Veränderung durch Reisen:

  1. 12 Reiseblogger verraten, wie sich durch das Reisen ihr Leben verändert hat
  2. Infografik Veränderung durch Reisen: 30 Reiseblogger packen aus
  3. Von Österreich über den Kosovo bis zur Isle of Skye - Gastartikel von Michael Neumayr (Britlog)
  4. Vom Pauschalurlaub zum Individualtourist - Gastartikel von Susanne Ullrich (Wortgestalten)
  5. Und so lernte ich 21 Arten zu lächeln - Gastartikel von Janine Sendatzki (Finding Hummingbirds
  6. Alleine unterwegs mit Kind - Gastartikel von Stephanie Schulz (Freileben)
  7. Der Weg zur Leichtigkeit - Gastartikel von Aras Orhon (W.E.G.)
  8. Die Liebe zur Sprache entdecken - Gastartikel von Ilona (Wandernd)

 

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