Veränderung durch Reisen - Vom Pauschalurlauber zum Individualtourist

Seit ich letzten Sommer von meiner ersten Backpackingreise zurückgekommen bin, bin ich nicht mehr dieselbe. Durch die Erfahrungen, die ich in Asien gemacht habe, bin ich dankbarer geworden und demütiger. Ich bin mit weniger Materiellem zufrieden und will stattdessen Erfahrungen sammeln. Auch wenn es mich damals richtig geschüttelt hat und ich innerhalb von zwei Monaten meinen nächsten Tripp buchte.

 

Und immer wieder beschäftigt mich das Thema Veränderung auf Reisen. Deswegen starte ich heute eine Reihe mit dem Thema Veränderung durch das Reisen. Ich habe die verschiedensten Reiseblogger befragt, wie das Reisen sie geprägt, wie sie sich durch das Reisen verändert haben.

 

Dabei habe ich insbesondere folgende Fragen gestellt:

  1. Wie hat dich das Reisen verändert?
  2. Allgemeines zur Länge deiner Reise: Wie lange warst oder bist du unterwegs? Machst du eher Lang- oder Kurzzeitreisen? Bist du Dauerreisender oder bist du immer wieder nur vorübergehend unterwegs?
  3. Welcher Ort hat dich am meisten geprägt und wieso?
  4. Was hast du auf Reisen für's Leben gelernt?

 

Heute gibt es zu diesem Thema einen Gastartikel von Susanne von Wortgestalten.

 

Mit Reisen zu mehr Selbstbewusstsein

Die Entwicklung meines Reiseverhaltens und damit auch meiner Person in den letzten Jahren erstaunt mich selbst immer wieder. Denn ich habe erst vor acht Jahren das Reisen für mich entdeckt.

Seelöwen Galapagos
Seelöwen auf Galapagos

Aufgewachsen in der DDR gehörten große Urlaubsreisen nicht zu meinem Leben. Reisen an sich war in meiner Familie kein Thema, weshalb es mich nach dem Mauerfall und während meiner 20er nicht durch die Welt trieb. Da ich einige hundert Kilometer von meiner Familie entfernt lebte, nutzte ich bis ich 30 wurde, meinen Sommerurlaub dazu meine Familie und die Heimat zu besuchen. Ich war Single und Reisen eher eine abstrakte Illusion.

 

Dann hatte ich eine Beziehung und laut seinem Verständnis gehörte es sich, den Sommerurlaub im Süden Europas am Meer zu verbringen. Mangels Geld und Wunschziel flogen wir wie viele Deutsche nach Mallorca. Meine erste Reisestation war also ein All-Inclusive-Pauschalurlaub. Einziges Zugeständnis an unsere Flexibilität war ein Mietwagen für einige Tage, um die Insel selbst zu erkunden.

 

Zurück im Singleleben war ich dermaßen angefixt, dass ich mir nun auch nicht mehr vorstellen konnte, meinen Jahresurlaub in Deutschland zu verbringen. Zunächst war ich ratlos, wo ich hinfliegen sollte, denn theoretisch stand mir die ganze Welt offen. Ich entschied mich schließlich für einen weiteren Pauschalurlaub auf europäischem Boden: Teneriffa, weil ich den Loro Parque sehen wollte. Obwohl mein Hotel wunschgemäß am Strand lag und abseits der Touristenhochburg, verbrachte ich lediglich eineinhalb Tage mit faulenzen und lesen. Ich liebe Lesen und im Alltag kann ich nicht ohne Buch. Aber im Urlaub in einem fremden Land? Ich wollte etwas sehen und die Gegend kennen lernen. Es verging daher kaum ein Tag, an dem ich nicht unterwegs war.

 

In dem Urlaub lernte ich schon einiges über mich: wie schön es ist auf eigene Faust das Urlaubsziel zu erkunden, dass mein Englisch besser ist als gedacht, dass ein Strandurlaub mich nicht glücklich macht und, dass ich keine Angst haben muss, alleine in den Urlaub zu fahren.

 

Italien Chapel, Orkney, Schottland
Italien Chapel, Schottland

Das bereitete den Weg für eine Rundreise durch Schottland. Entgegen meinem Sicherheits- und Planungswahn, schaltete ich kein Reiseunternehmen ein, sondern buchte Flüge und Mietwagen selbst. Die Übernachtungen würden sich schon finden. Allein das war eine Herausforderung für mich und hat mir viele schlaflose Nächte bereitet. Ich bin kein sehr spontaner Mensch und will immer wissen, was mich erwartet. So „auf gut Glück“ zu reisen, war absolutes Neuland und beängstigend. Und es war das Beste, was ich machen konnte!

 

Die schottische Küste entlang zu fahren, war ein tolles Erlebnis. Zugegeben, es hatte drei Tage gebraucht, bis ich von meinem selbst gestalteten Sightseeingplan abgewichen bin und deutlich entspannter wurde. Diese Spontanität hat mir denn auch so manchen unvergesslichen Augenblick beschert.

 

Dieser Urlaub hat mein Selbstbewusstsein in einer Weise gestärkt, die ich schlecht erklären kann. Gerade weil ich oft so festgefahren und planmäßig unterwegs bin, war es schön zu entdecken, dass mir die Spontanität nicht ganz abhanden gekommen ist. Allein, mich dem Linksverkehr zu stellen, ringt mir noch heute etwas Respekt ab. Obwohl es im Nachhinein natürlich leichter war als gedacht, sich zurecht zu finden.

 

Dank dieser Schottland-Erfahrung habe ich mich im letzten Jahr an ein absolutes Traumziel heran gewagt: die Galapagos-Inseln und den Regenwald von Ecuador. Auch wenn ich hier wieder auf ein Reiseunternehmen zurück griff, kostete es einigen Mut, diesen Schritt zu wagen. Damit bin ich wohl nun das, was man als Individualtourist bezeichnet.

 

 

Riesenschildkröte Galapagos
Riesenschildkröte auf Galapagos

Noch nie vorher war ich so weit weg von zu Hause. Allein der lange Flug machte mir schon Angst. Ganz zu schweigen von der Aussicht, mit einem öffentlichen Bus alleine stundenlang in den Regenwald fahren zu müssen.

 

Am Ende – und das ist ja meistens so – war alles halb so wild und hat prima geklappt.

 

Vielleicht habe gar nicht ich mich geändert, sondern es ändert sich nur meine Sicht auf mich selbst. Ich bin selbstbewusster was meine Sprachkenntnisse angeht, ich bin zuversichtlicher und mutiger, wenn eine schwierige Aufgabe ansteht. Ich versuche nicht mehr ständig, alles haarklein planen zu wollen und dafür öfter Spontanität zuzulassen.

 

Mir ist inzwischen wichtiger Natur, Landschaft und Tiere ohne Stress anzusehen und beobachten zu können. Traditionelle Märkte, kulturelle Orte oder Städte interessieren mich nur bedingt. Daher mag ich auch Gruppenreisen nicht, weil ich die Dynamik dahinter nicht gut finde. Da bin ich inzwischen recht eigenbrötlerisch geworden.

 

Mit jeder Reise lerne ich neue Dinge über mich, die mich glücklich machen. Immer wieder springe ich in einem Urlaub oder bei einer Reise über meinen Schatten, breche selbst aufgestellte Regeln. Mehr und mehr weiß ich, worauf es mir ankommt, welche Prioritäten es sich zu setzen lohnt. Und inzwischen gibt es so viele Reiseziele die mich reizen, dass ich mich kaum entscheiden kann, wo es als nächstes hingehen soll.

 


Auf ihrem Blog Wortgestalten sollte es ursprünglich nur um Bücher gehen, aber Susannes Urlaubsreisen haben sich mittlerweile mit reingeschlichen. Sie ist also kein Reiseblogger im eigentlichen Sinne. Das Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf den Büchern. Einen Blick ist das Ganze aber jedenfalls wert.

 


 

Dieser Beitrag ist Teil der Serie Veränderung durch Reisen:

  1. 12 Reiseblogger verraten, wie sich durch das Reisen ihr Leben verändert hat
  2. Infografik Veränderung durch Reisen: 30 Reiseblogger packen aus
  3. Von Österreich über den Kosovo bis zur Isle of Skye - Gastartikel von Michael Neumayr (Britlog)
  4. Vom Pauschalurlaub zum Individualtourist - Gastartikel von Susanne Ullrich (Wortgestalten)
  5. Und so lernte ich 21 Arten zu lächeln - Gastartikel von Janine Sendatzki (Finding Hummingbirds
  6. Alleine unterwegs mit Kind - Gastartikel von Stephanie Schulz (Freileben)
  7. Der Weg zur Leichtigkeit - Gastartikel von Aras Orhon (W.E.G.)
  8. Die Liebe zur Sprache entdecken - Gastartikel von Ilona (Wandernd)

 

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